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Auf den ersten Blick...

Wie wichtig ist das Aussehen bei der Partnerwahl?

Das Aussehen spielt eine Rolle bei der Partnerwahl.

Bestätigt sich das Klischee, dass Männer bei der Partnerwahl auf Attraktivität achten und Frauen den Beschützer suchen? Welche Rolle spielt das Äußere tatsächlich, wenn wir uns verlieben, und welches Aussehen spricht uns an?

Initialzünder fürs Verlieben: das Aussehen

Wie schön eine Person ist, beeinflusst unwillkürlich den Gesamteindruck, welchen wir von ihr haben. Dieses Phänomen zieht sich durch alle Kulturen, und selbst Kinder bevorzugen schöne Gesichter. Im Gehirn löst der Anblick eines schönen Menschen eine Art Glücksgefühl aus, das mit der Wirkung eines guten Essens vergleichbar ist.

Attraktiven Menschen schreiben wir unbewusst auch positive Eigenschaften zu. Laut Forschern1 geht dieses Verhalten auf unsere Evolution zurück: Gutes Aussehen zeugt von Gesundheit, was die Voraussetzung für starke Nachkommen ist. Tatsächlich achten Männer in fast allen Ländern mehr auf das Aussehen als Frauen. Gemäß einer BBC-Internet-Studie2, welche mit 119.733 Männern und 98.462 Frauen durchgeführt wurde, legten Männer bei ihrer Partnerwahl neben Intelligenz besonderen Wert auf gutes Aussehen. Frauen bevorzugten als wichtigste Eigenschaften eher Humor, Intelligenz und Ehrlichkeit. Das Aussehen wurde von ihnen als weniger wichtige Eigenschaft eingeschätzt.

Welches Aussehen lässt Männer schwach werden?

Studien3 ergaben, dass Männer symmetrische und kindlich wirkende Gesichtszüge als besonders schön empfinden. Häufig wird der Begriff „Kindchenschema“ verwendet, welcher auf den Verhaltensforscher Konrad Lorenz zurückgeht. Merkmale dieses Schemas sind große Augen, eine hohe Stirn, ein voller Mund und ein rundliches Gesicht – Eigenschaften also, die ein Kind niedlich erscheinen lassen und Beschützerinstinkte wecken. Eine makellose Haut, die Kleinkinder meist besitzen, gilt ebenfalls als sehr attraktiv. Berühmte Beispiele für das Kindchenschema sind Romy Schneider oder Brigitte Bardot. Frauen, die diesem Schema entsprechen, suggerieren dem Betrachter Jugendlichkeit und damit auch die Möglichkeit, mit dieser Partnerin noch viele Kinder zu bekommen.

Merkmale, die auf Frauen attraktiv wirken

Maskuline Gesichtszüge, das heißt ein kräftiges Kinn und hervorstehende Wangenknochen gelten als Indiz für Gesundheit und Fitness. Allerdings sprechen nicht alle Frauen gleichermaßen darauf an. Der Forscher Tony Little4 stellte bei seinen Studien fest, dass Frauen mittlerweile weiblicher wirkende Männergesichter dem markanten Typ vorziehen. Männer mit weicheren Gesichtszügen werden daher von vielen Frauen als sehr attraktiv angesehen. Prominente Beispiele hierfür sind Leonardo Di Caprio oder Zac Efron.

Möglicherweise verbinden Frauen mit weiblich wirkenden Männergesichtern Eigenschaften wie Treue, Zuverlässigkeit und Wärme. Markantere Gesichtszüge könnten mit negativen Assoziationen wie beispielsweise Untreue oder Aggressivität verknüpft werden. Jedoch haben markantere Typen bei der Aussicht auf One-Night-Stands oder kurzfristigere Beziehungen bessere Chancen.

Ähnlichkeit siegt

Oft werden Partner gewählt, die Ähnlichkeiten in Bezug auf ihr Aussehen aufweisen. Viele Menschen bevorzugen scheinbar Partner, die äußerlich ähnlich attraktiv sind wie sie selbst.

Laut neuesten Forschungen5 entscheiden sich bis zu 80 Prozent der Menschen für Partner, die ihrem gegengeschlechtlichen Elternteil ähnlich sehen. Viele Männer fühlen sich also zu Frauen hingezogen, die in ihrem Aussehen der Mutter ähneln. Umgekehrt achten Frauen verstärkt auf Männer, die Ähnlichkeit mit ihren Vätern aufweisen. Ob man Personen attraktiv findet, die Vater bzw. Mutter ähneln, hängt jedoch von der Beziehung zu den eigenen Eltern ab. Frauen, die ein schlechtes Verhältnis zu ihren Vätern haben, wählen daher eher oppositionell.

David Perrett5, Wahrnehmungsforscher der schottischen St. Andrews University, untersuchte, ob das Geheimnis der Liebe in der Gleichheit der Partner liegt. Dazu benutzte er die Porträts der Probanden und wandelte sie mit Hilfe einer besonderen Computersoftware in männliche bzw. weibliche Gesichter um. Die Testpersonen sollten das Aussehen mehrerer Personen des anderen Geschlechts anhand vorgelegter Porträts bewerten. Unter den Fotos befanden sich auch die eigenen, bearbeiteten Porträts. Auffällig viele entschieden sich für das Bild, das auf ihrem eigenen Gesicht basierte.

Wie wirken sich diese Erkenntnisse nun auf unsere Partnerwahl aus? Sollten wir einen Partner wählen, der unseren Eltern oder uns selbst ähnelt?

Eine gelingende Partnerschaft hängt sicherlich nur zu einem kleinen Teil von der äußerlichen Ähnlichkeit der Partner ab. Deshalb sollten wir die optische Erscheinung nicht überbewerten. Viele Singles lassen sich stark von Äußerlichkeiten beeinflussen und geben oft Partnern keine Chance, weil diese nicht dem eigenen Ideal entsprechen. Dadurch nehmen sie sich die Möglichkeit, interessante Menschen kennen zu lernen, die eventuell viele Gemeinsamkeiten mit ihnen haben oder sogar perfekt zu ihnen passen.

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Quellen:

1Etcoff, Nancy (2000): Survival of the prettiest: the science of beauty. Anchor Books.

2In der BBC Internet-Studie wurden 119.733 Männern und 98462 Frauen aus 53 Ländern danach befragt, welche die drei wichtigsten Eigenschaften bei einem Partner für sie darstellen. Es wurden 23 Eigenschaften auf einer Liste vorgegeben.

3Ronald Henss: Spieglein, Spieglein an der Wand – Geschlecht, Alter und physische Attraktivität (Beltz Psychologie Verlags Union, 1992)

4Quelle: http://news.liv.ac.uk/2006/02/10/facial-characteristics-indicative-of-personality-traits-say-experts/

5Perrett, David (2010): In Your Face: The New Science of Human Attraction. Palgrave Macmillan.