„Wie man sein Glück in der Liebe findet“ – Interview mit Nicholas Sparks

Nicholas Sparks

Wenn irgendjemand das Recht hat, in qualifizierter Art und Weise über die Liebe zu schreiben, dann ist es wohl Nicholas Sparks. Sparks lernte seine Frau Cathy an einem Montag kennen und sagte ihr bereits am Dienstag, er sei sich sicher, dass sie die Frau fürs Leben sei und sie einmal heiraten würden! Das ist nun 23 Jahre her und die beiden sind immer noch glücklich zusammen.

Sparks‘ Leidenschaft für Liebesgeschichten schlagen sich in 17 Büchern nieder, von denen sieben verfilmt wurden – darunter Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe, Das Leuchten der Stille, Nur mit Dir und Wie ein einziger Tag.

©Warner Bros. Pictures/Alan Markfield @eHarmony.co
Auch die Verfilmung seines neusten Werkes The Lucky One – Für immer der Deine bietet eine aussergewöhnliche Geschichte, in der es natürlich um die Liebe geht. Zac Efron spielt die Rolle des Soldaten Logan, dessen Leben im Irakkrieg durch einen Zufall bewahrt wurde: Während eines Angriffs greift er nach einem Foto auf dem Boden und entgeht somit dem tödlichen Beschuss. Als er wieder nach Hause zurückkehrt, macht er sich auf die Suche nach der Frau (Taylor Schilling als Beth), der das Foto gehört. Fortan nimmt die Liebesgeschichte ihren Lauf.

Im Interview erzählt uns Schriftsteller Nicholas Sparks von seiner ganz persönlichen Liebesgeschichte sowie dem Foto, welches ihn für das Buch The Lucky One – Für immer der Deine inspirierte. Er verrät uns außerdem, was der schwierigste Teil beim Schreiben einer gelungenen Lovestory ist.

Erzählen Sie uns doch einmal Ihre ganz persönliche Liebesgeschichte!

Ich habe meine Frau an einem Montagabend während der Semesterferien in Florida kennengelernt. Bereits Dienstagabend erzählte ich ihr, dass wir heiraten würden. Für mich dauerte deshalb die Liebesgeschichte in The Lucky One – Für immer der Deine auch viel zu lange. Ich dachte mir nur: „Halt dich ran, Logan! Sie sollte eigentlich jetzt schon in dich verliebt sein!“ Meine Frau hat mich damals natürlich ausgelacht.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihre Frau Ihnen geglaubt hat?

Nun ja, wir haben uns im März kennengelernt, dann gingen wir beide erst einmal zurück an unsere Unis. Ich habe ihr während der Zeit um die 100 Briefe geschrieben. Im Mai hatten wir dann beide unseren Abschluss in der Tasche. Sie kam mich ein paar Mal besuchen, dann zog sie im August nach Kalifornien und im Oktober machte ich ihr schließlich den Antrag! Im Juli des darauffolgenden Jahres heirateten wir. Das ist nun 23 Jahre her.

Woher wussten Sie, dass sie die Richtige ist?

Ich wusste es einfach. Viele der weiblichen Rollen, die ich mir ausdenke, haben im Übrigen Charaktereigenschaften meiner Frau.

Wenn Sie einen Roman schreiben, woran denken Sie und was ist Ihnen besonders wichtig?

Wenn ich einen Roman schreibe, soll sich die Geschichte echt anfühlen. Sie muss einfach jedem und überall passieren können.

Was hat Sie für die Geschichte in The Lucky One – Für immer der Deine inspiriert?

Ich lebe in einer Gegend, die sehr vom Militär beeinflusst ist. Ich bin umgeben von Fort Bragg, Camp Lejeune, Cherry Point und der Seymour Johnson Air Force Base. In meiner Stadt leben also viele Leute, die beim Militär arbeiten.

Nach der Uni habe ich als Kellner gearbeitet. Während einer Schicht habe ich ein Foto meiner Frau verloren. Es war in meinem Portemonnaie und muss mir irgendwie herausgefallen sein. Ein paar Tage später hing das Bild dann am schwarzen Brett, der Manager vom Restaurant hatte es gefunden und dort hingehängt.

Ich habe dann eine Zeit lang Leichtathletik unterrichtet. Einige der Kids, die ich unterrichtet hatte, haben diesen Sport dann auch auf dem College weitergemacht, andere gingen zum Militär, aber sie alle sind mit etwas zurückgekommen. Und genau das ist es, was auch Logan gemacht hat: Er hat etwas gefunden und ist damit zurückgekommen. Und das hat ihn am Leben gehalten. Im Film bückt er sich, um nach etwas zu greifen, und genau in dem Augenblick mach es „Boom“ und alle hinter ihm sind tot. Die, die gestorben sind, waren seine Freunde. Sie waren nicht bloß irgendwelche Soldaten, sie alle waren gute Freunde von ihm. Wenn er das Bild nicht erblickt hätte, wäre auch er getötet worden. Logan ist ein Mensch, der sich schuldig fühlt, weil er als einziger diesen Vorfall überlebt hat. Und er hat dieses Bild, das ihm das Leben rettete.

The Lucky One – Für immer der Deine ist der einzige Roman von mir, der von einem einzigen Bild inspiriert wurde: dem eines Soldaten, der ein halb im Sand eingebuddeltes Bild findet.

In den meisten Ihrer Romane geht es um Liebesgeschichten. Normalerweise werden diese Geschichten von Frauen gelesen – in dieser Geschichte gibt einen eher maskulinen Einfluss. Denken Sie, dass sich dies auch auf die Leserschaft auswirkt?

Letztendlich versuche ich immer, die Geschichte so gut zu schreiben, wie nur möglich. Und natürlich sind es hauptsächlich Frauen, die diese Geschichten lesen. Aber wissen Sie, ein Großteil der Frauen liest auch Vom Winde verweht. Ich will damit nicht sagen, dass meine Geschichten genauso sind, ich will damit einfach nur sagen, dass der größte Teil der Leser nun einmal weiblich ist. Mehr nicht.

Welche Arten von Büchern oder Filmen beeinflussen Ihr Bild von Romantik und Liebe?

Gerade gestern wurde ich nach meinen Lieblingsliebesfilmen gefragt: Dirty Dancing, Casablanca, Titanic und Ghost. Dies sind alles Filme, bei denen authentische Charaktere mitspielen, die echte, gewöhnliche Menschen sind und keine berühmten Stars. Die Liebe, die zwischen den Charakteren in diesen Filmen entsteht, braucht Zeit, sich zu entwickeln – und diese Zeit wird ihr auch gegeben. Man fühlt darüber hinaus viel mehr als nur eine Liebesgeschichte: Wut, Verrat, Eifersucht, Ungewissheit, Spannung, aber auch Traurigkeit. Wie sich diese Emotionen dann letztendlich niederschlagen, variiert von Geschichte zu Geschichte.

Was ist beim Schreiben einer Liebesgeschichte der schwierigste Teil?

Das Schwierigste ist, dass man mit jedem einzelnen Element, welches in der Geschichte vorkommt, drei Dinge tun muss. Es muss originell, interessant und universell sein. Darüber hinaus muss man es schaffen, auf einer echten und glaubwürdigen Art und Weise alle Gefühle hervorzurufen, die man sich vorstellen kann. Das kann man nicht manipulieren. Man kann sich auch nicht einfach an Klischees bedienen, und in Melodramatik verfallen hilft auch nicht.

All dies zu erfüllen, ist unglaublich schwierig, und ab und an wird mir auch mal angekreidet, mich an zu vielen Klischees bedient zu haben und zu dramatisch oder kitschig zu sein. Die Kritik kann ich aber von mir weisen, denn wenn ich schreibe, bin ich mir all der Sachen bewusst, die ich zu Papier bringe. Es gibt einen klaren Unterschied zu dem Hervorrufen echter Emotionen. Wenn Sie eines meiner Bücher lesen, sollten Sie zum Beispiel bereits weinen, bevor die Person im Buch Tränen vergiesst. Wenn sie „Ich liebe dich“ sagt, sollten Sie sich denken „Das hat aber auch lange gedauert, das wusste ich schon seit acht Seiten!“ Wenn die Akteure sich streiten, sollten Sie diese Wut auch spüren können, und dieses Gefühl sollte dann auch eine Weile anhalten. All diese Dinge zu erfüllen, ist eine Herausforderung, welche in keinem anderen Genre verlangt wird.

Viele Ihrer Bücher wurden verfilmt. Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Nein, habe ich nicht. Ich denke, das Gute an all diesen Verfilmungen ist, dass sie auch nach Jahren immer noch gerne gesehen werden. Das sieht man alleine an der Zahl der Ausstrahlungen im amerikanischen Kabelfernsehen: Message in a Bottle wird 15 Mal im Jahr gezeigt, Nur mit Dir 25 Mal und Wie ein einziger Tag 40 Mal.

Schweben Ihnen beim Schreiben des Buches schon bestimmte Schauspieler für eine Verfilmung vor?

Nein. Das einzige Mal, dass ich wusste, welche Schauspielerin im Film mitspielen wird, war bei Mit Dir an meiner Seite, bei dem Miley Cyrus die Hauptrolle spielte – dies war jedoch ein bereits ausgehandelter Deal. Der Film war ein Ventil für Miley’s Karriere, was okay war. Mir hat das nichts ausgemacht – als ich das Drehbuch geschrieben habe, wusste ich bereits, dass sie die Rolle spielen würde.

Ein Hauptthema in diesem Film war Schicksal. Gab es einen bestimmten Grund, warum Sie sich dafür entschieden haben, nicht zu verraten, ob Sie an das Schicksal glauben oder nicht?

Ja. Schicksal ist etwas sehr Persönliches. Schicksal kann nur im Nachhinein verstanden werden. Denn eigentlich ist Schicksal ein Zufall, der von bewussten Entscheidungen, die wir treffen, beeinflusst wird. Wenn ich so also zurückblicke, ist es Schicksal, dass meine Frau damals über den Parkplatz ging, aber das wäre unbedeutend, wenn ich damals nicht die Entscheidung getroffen hätte, sie anzusprechen. Wie schon gesagt, Schicksal kann nur rückblickend verstanden werden. War das also Schicksal? Das werden wir alle erst im Laufe der Zeit herausfinden. Das ist jedenfalls meine Sichtweise.

The Lucky One – Für immer der Deine mit Zac Efron und Taylor Schilling läuft seit dem 26. April 2012 in den Schweizer Kinos.

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